Post by Thomas HeierHallo,
lohnt es sich bei einem HP Gen8 Server mit FreeNAS 9.2.x, dort die
Funktion Link Aggregation einzuschalten? Der einzige *regelmäßige*
Client ist mein Mac Mini, der macht mit seiner 1Gb/s-Leitung 126MB/s
(Anzeige vom Aktivitätsanzeige), die HDDs im Server sind *nicht* als
RAID geschaltet.
<Mantra>
LAG dient nicht der Durchsatzsteigerung einzelner Verbindungen.
</Mantra>
Oder in Kurz: Nein.
Selbst wenn dein Switch und dein Mini IEEE 802.1AX (oft noch als
802.3ad obwohl dar ueberholt ist) LAG mit Lastverteilung beherrschen,
wird die Datenverbindung (=flow) zwischen deinem Mini und dem NAS nur
ueber genau einen physikalischen Link gehen.
LAG dient vorrangig der Ausfallsicherheit. Bandbreitensteigerung kommt
erst mit vielen unterschiedlichen Flows verschiender Gegenstellen.
Post by Thomas HeierBisher bin ich mit der Geschwindigkeit ausgekommen, aber in den nächsten
Monaten muß ich mich um Videobearbeitung kümmern. Da ist dann die
Überlegung, ob ich weiterhin die Projektdateien zeitnah auf die SSD
kopiere und von dort arbeite oder ob ich die Daten auf dem Server lasse.
Wenn ich es richtig sehe müßte ich dann auch für die volle Ausnutzung
von 2 Ethernetleitungen am Server noch einen 2. Anschluß an den Mac
anflaschen? Geht das "einfach"? (Thunderbolt z.B.)
Du kannst zwar einfach (klickedyklick im Netzwerk-Einstellungsdialog)
gleichartige Netzwerkadapeter zu einer Link Aggregation Group (=LAG)
mit LACP zusammenpacken (bestimmte phys. und log. Eingenschaften
muessen dabei auf den LAG-Ports gleich sein), aber damit erhoest du
nicht die Bandbreite die einzelnen Verbindungen zur Verfuegung steht.
Post by Thomas Heier*Wenn* ich mit einfachen Mitteln (also ohne Softwarekompilationen oder
sowas in der Richtung) den Mini 2Gb/s beibringen könnte, dann würde ich
mir auch noch mal überlegen, ob für die Videodaten ein RAID0 lohneswert
ist.
Das Problem mit LAG und Lastverteilung ist, Pakete werden von jedem
Sender nach einer individuell festgelegten Regel (=load distribution
algorithm) auf die Phys. Links verteilt.
Bei OS X kannst du soweit ich rausfand darauf kaum Administrativen
Einfluss nehmen, es wird dort (nach dem was ich recherchieren konnte,
ausprobieren kann ich das mangels Mac mit 2 gleichen Ports nicht) nur
ein Hash ueber Sourde+Destination MAC Addresse als Kriterium fuer die
Verteilung verwendet.
Damit geht *ALLES* was dein Mini an das NAS schickt *IMMER* ueber
genau einen Link, und der begrenzt die Bandbreite.
Bei Switches kannst du je nach Hersteller und Modell einstellen,
welche Kriterien verwendet werden, teilweise bis rauf auf Layer-4,
damit waere dann sogar eine Lastverteilung und damit Ausnutzung der
Gesamtbandbreite fuer Traffic zwischen verschiedenen Anwendungen auf
den selben Endgeraeten (immer gleiche MAC, immer gleiche IP, nur die
Portnummern der verschiedenen Verbindungen variieren) moeglich.
Aber halt immer nur fuer Traffic den der Switch an ein per LAG
angesschlossenes Geraet schickt. Dabei ist idR. irrelevant, ueber
welchen Port der anderen LAG (wo der Sender angeschlossen ist) die
Pakete am Switch ankamen. Die Regel ist hier aber auch:
Layer-2 Switche koennen meist nur Src+dst MAC address based, da geht
dann auch wie oben jeder Traffic zwischen genau zwei Endgeraten immer
nur ueber einen einzelnen Port der LAG, egal welche IP adressen oder
Portnummern in den Paketen stehen.
Layer-3 Switche (vor 20 Jahren modernes zeug) koennen neben MAC
addressen auch die IP-Addressen in die Hashfunktion mit einbinden.
Moderne Switche die auch Funktionen auf application-Layer beherrschen
koennen dann oft auch Portnummern mit einbeziehen (layer 4).
Das war jetzt schon mal der Weg von deinem Mac zum NAS. Fuer den
Rueckweg ist der Algorithmus den dein NAS beherrscht (bzw. was du da
einstellen kannst. Wenn das Teil Linux-Basiert ist und du
entsprechenden root-zugriff hast, kannst du als xmit_policy im
Bonding-Treiber "layer3+4" oder "encap3+4" (bei VPN) einstellen.
Wenn es ein Windows-basiertes Teil ist, kommt es auf die Hersteller-
Netzwerktreiber an ($#@$%^ Mickeysoft!) was die Beherrschen. Bei einem
HP Server solltest du nicht mehr als 4 Ports in eine LAG stecken.
Der Switch muss dann auch noch Layer 4 in seinem Hash-Algorithmus zum
Mac beherrschen, dann haettest du immerhin eine 25% Chance, das zwei
verschiedene Video-Transfers gleichzeitig ueber verschiedene Ports
geleitet werden.
Warum nur 25%? weil je LAG die Wahrscheinlichkeit das zwei Flows vom
Hashalgorithmus ueber zwei verschiedene Ports geleitet und nicht ueber
den selben Port gehen genau 0.5 ist, und du zwei unabhaengige LAGs in
Folge hast.
wenn du nur einen Video-Transfer hast, wird dieser niemals schneller
als 1 GBit/s ueber dein LAG-Netz gehen.
Aber es wird auch nicht ruckeln, wenn mal jemand ueber eines der Kabel
stolpert - die natuerlich unterschiedliche Wege gefuehrt sein sollten.
TL;DR: LAG kann nur bei vielen verschiedenen Clients und vielen
verschiedenen Servern im statistischen Mittel die Last insgesammt ueber
die aggregierten Ports verteilen. Bei einzelnen Verbindungen gibt es
keine Lastverteilung, die Bandbreite ist da durch die der einzelnen
Ports begrenzt.
Wenn dir 1000BASE zu langsam ist, musst du dir 10GBASE antun.
HTH,
Juergen
--
Juergen P. Meier - "This World is about to be Destroyed!"
end
If you think technology can solve your problems you don't understand
technology and you don't understand your problems. (Bruce Schneier)